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Zweites Gold für Deutschland dank Hanne Brenner

Messe, Veranstaltungen & Turniere 25. August 2013

 
EM Reiten 2013 in Herning, Dänemark-Europameisterschaft

Da hatte man im Vorfeld groß spekuliert, ob die deutschen Springreiter es schaffen würden, zur Einzelmedaille zu reiten, nachdem sie mit Mannschaftssilber doch viele mehr überzeugt hatten, als zunächst angenommen. Doch auch wenn man die Springentscheidung live in der ARD heute verfolgen konnte, muss eine andere Sportlerin im Mittelpunkt meines Berichts stehen: Hannelore Brenner, Para-Dressurreiterin und seit heute um eine Goldmedaille reicher.

Wer die Vorgeschichte kennt, wird vermuten, dass sich Hanne über diese Goldmedaille ganz besonders freuen konnte. Noch bis vor etwa zwei Monaten ging ihre nun schon 18 Jahre alte Stute Women of the World, der sie so viele Erfolge verdankt und mit der sie Weltmeisterin und Olympiasiegerin wurde, nicht so gut wie gewohnt. Grund: Zahnprobleme.

Hannelore Brenner

Hannelore Brenner

In Herning zeigte sie sich bereits am Donnerstag sehr gut, da lag es an ihrer Reiterin, die sich – wie schon bei den Olympischen Spielen – einmal verritt, dass sie nur an Position zwei lagen. Die Steigerung am Samstag bescherte Gold – und ließ nicht nur das komplette Para-Team jubeln, sondern auch die Dressurreiterinnen, die zum Zuschauen immer mal wieder vorbeikamen. Endlich Teil einer großen Reiterfamilie zu sein – man kann sich vorstellen, welche Genugtuung es für diese herausragenden Sportler ist. Und auch wenn die Kulisse und das große Publikum teils sehr anstrengend sein können, es ist schon was Besonderes für sie alle, dort zu reiten und nicht bei eigenen kontinentalen Meisterschaften, praktisch unter den Augen nur einiger Mitreisender und Pferdefachleute.

Am heutigen Tag war Women of the World trotz ihrer Wettkampfroutine zunächst außerhalb des Vierecks wegen ziemlicher Unruhe nervös.

Große Menschenmengen strömten vom Dressurviereck ins Springstadion – das kann sie gar nicht haben. Doch kaum im Viereck der Grade III Prüfung funktionierte alles tadellos und wurde mit einer Note über 72 % belohnt. Die Freude war groß über Gold für die 50-jährige Reiterin, die seit einem Unfall in der Vielseitigkeit in den 80er Jahren mit einer inkompletten Querschnittslähmung lebt.  Etwas später am Abend konnte sich Hanne Brenner auch noch über ihre Championats-Medaille 32 freuen (vermutlich ein Rekord). Denn mit der deutschen Para-Mannschaft gab es obendrein Silber. Maßgeblich dazu beigetragen hatte sowohl Elke

Angelika Trabert

Angelika-Trabert – © Julia Rau

Philipp als Championatsneuling in der Grade Ia (schwerste Behinderung) sowie Angelika Trabert und Britta Näpel in der Grade II. Die beiden konnten sich ebenfalls über eine Medaille freuen: Dr. Angelika Trabert zeigte eine sichere Leistung mit ihrer Stute Ariva-Avanti und sicherte sich Silber, für Britta Näpel und die etwas nervöse Aquilina wurde es bei ihrem letzten Championat Bronze: „Aquilina lief heute wesentlich besser als am Donnerstag, ich hatte ein tolles Gefühl im Schritt, sodass ich die Linksvolte 10m statt 8m geritten bin“, freute sie sich nach ihrem Auftritt.

Ich muss nochmal das Para-Dressur-Team herausstellen. Sie haben – wenn auch weit weniger in der Öffentlichkeit stehend – genauso viel geleistet wie unsere Dressur-Gold-Mädels um Helen Langehanenberg. Ihnen gebühren auch der gleiche Jubel und die gleiche Unterstützung. Leider verrät allein ein Blick auf die Preisgelder in den Ergebnislisten, dass es ganz und gar nicht so ist. Das zu ändern wird Jahrzehnte, wenn nicht noch länger dauern, man würde sich aber freuen, wenn unseren Reiterinnen immerhin ausreichend gute Pferde zur Verfügung gestellt würden, damit sie immer so in der Weltspitze dabei sein werden wie jetzt. Im Para-Pferdesport – egal ob Reiten oder Fahren – sollte die Unterstützung einfach noch besser werden. Nicht der FN oder des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten – hier ist viel im Gange. Jedoch von den ganz normalen Pferdebesitzern, die ihre Tiere auch mal in die Hände dieser wunderbaren Sportlerinnen geben können.

Gold holte übrigens Großbritannien – dort wird der Parasport deutlich mehr finanziell gefördert als in Deutschland.

Allerdings wollen wir heute nicht nur an unsere herausragenden Para-Mädels denken, sondern auch an die Entscheidung im Springreiteinzel. Hier gab es, man kann es vorwegnehmen, jedoch keine Medaille. Zwei deutsche Sportler sind aber absolut erwähnenswert. Zum einen ist dies Daniel Deusser auf Rang 5 mit seinem jungen Cornet D´Amour. Erst seit etwas mehr als einem Jahr reitet Deusser den 10-jährigen Wallach, ist mit ihm in die absolute Weltspitze vorgestoßen. Nach seiner Enttäuschung wird er nach zwei Ritten mit einem Abwurf gefragt, aber die scheint gar nicht so wirklich vorhanden zu sein. Richtig so! Ludger Beerbaum als Sechster betont ebenfalls sehr deutlich, dass die EM für ihn ganz gewiss nicht mit zu wenig Erfolg endet. Er freut sich über seine 10-jährige Chiara, ihre Entwicklung und die guten Vorzeichen für die Zukunft. Man darf auf beide Paare wirklich gespannt sein in den nächsten Jahren.

Carsten-Otto Nagel hatte übrigens auf das abschließende Springen verzichtet, da für ihn klar war: Medaille ist futsch. Damit möchte er nun auch nicht hadern, es ist einfach so! Schade für einen großen Reiter und jene Stute, die in der Vergangenheit zweimal zu Einzelsilber bei den Europameisterschaften ging.

Christian Ahlmann musste viele Fehler hinnehmen in den beiden finalen Umläufen.  Meisterschaften sind schon seit Jahren nicht die besten Auftritte des aktuellen Weltranglistenersten – und auch nach Herning sieht das nicht anders aus. Mit enttäuschtem Gesicht verließ er die Parcours.

Die Medaillen machten am Ende andere Länder unter sich aus. Ben Maher und Scott Brash aus Großbritannien sicherten sich Silber und

Bronze. Besonders die junge Stute Cella von Maher begeisterte viele Experten. Es waren beeindruckende Leistungen von zwei jungen Männern, die vor wenigen Jahren noch keiner auf der Rechnung hatte, die aber im vergangenen Jahr bereits Mannschaftsgold in London sichern konnten. Gold ging in Herning an Roger-Yves Bost, der „Bosty“, wie ihn alle kennen. Man hatte bei ihm höchstens auf solide Außenseiterchancen gewettet. Dass Myrtille Paulois, seine 13-jährige Stute, einmal so ihr Können unter Beweis stellen würde, hatten die Wenigsten vermutet. Die geniale Stute, die keine einzigen Hindernis-Fehler machte und obendrein sehr hübsch anzusehen ist, ging einst schon mal unter der Irin Jessica Kürten auf den großen Parcours der Welt bevor sie von ihrer Besitzerin Lady Georgina Forbes einem anderen Reiter zur Verfügung gestellt wurde. Jetzt hat sie mit dem unkonventionell reitenden „Bosty“, dem „Oldie“ in der Mannschaft, als Partner im Parcours offenbar einen Menschen, für den sie erneut durchs Feuer springen würde. Man kann dem sympathischen Paar nur gratulieren. Nervenstark traten sie mit echten Traumrunden auf. An diesem letzten Tag nur einen Zeitfehler zu machen, war eine Wahnsinnsleistung (nur getoppt durch Scott Brashs Doppelnull). So sieht geniales Springreiten aus und dem bereits 48-jährigen Bos ist es absolut zu gönnen, einmal ganz oben zu stehen nach über 20 Jahren im Springsport.

Die Deutschen jedoch geben ein gutes Gefühl, dass es vielleicht schon im kommenden Jahr wieder für einen Platz ganz oben reichen wird. Und dann sind schließlich Weltreiterspiele…

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