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Dressur Einzel Kür – Gold für Charlotte Dujardin – Olympia London 2012

Reiten - Olympia 2012 in London 9. August 2012

 
Reiten Olympia 2012 in London

Die letzte olympische Prüfung im Reitsport beginnt, die Dressur Einzelentscheidung Kür. Die deutschen Reiterinnen haben nicht die besten Startpositionen, da die drei Briten und auch Mitfavoritin Adelinde Cornelissen nach ihnen reiten. Schade, da hätte man ihnen eine bessere Ausgangsposition gewünscht.

Aber die Kür ist auch immer für den Zuschauer einfach ein wunderschönes Ergebnis – und selbst wenn heute keine Medaille für Deutschland herausspringen sollte (was wir aber alle doch sehr hoffen), dann haben wir einfach tolle Bilder gesehen und uns an der beeindruckenden Choreographie so mancher Kür erfreut. Ich erinnere mich noch an die Anfangszeit der Kür bei Olympia 1996 in Atlanta. Damals war ich als 13-jähriges Mädchen ebenso am Mitfiebern wie heute – aber das Niveau damals war ein komplett anderes. Zu dieser Zeit wurden die meisten Küren selbst zusammengeschustert, heute werden professionelle Choreographen und Musiker bemüht. Und so kann man die Kür als musikalisches wie darstellerisches Erlebnis eines Tanzes von Reiter und Pferd der Extraklasse beschreiben.

Dressur Einzel – Die Olympia-Kür

 

Unter den ersten Startern haben mich vor allem die junge Victoria Max-Theurer mit ihrem bewährten Augustin und Vilhelmson Silfven mit Don Auriello begeistert – Letztere führt vor der ersten Pause. Aber es besteht kein Zweifel, dass noch viel bessere Ritte kommen werden. Diese beiden zeigten aber schon einmal wirklich schönes Reiten.

Sehr schön der Ritt von Anky van Grunsven und Salinero. Man erinnere sich, das Paar hat bereits 2004 und 2008 Olympisches Gold gewonnen. In diesem Jahr wird es kein Edelmetall geben, dafür aber den letzten Auftritt eines Paars, das Dressurgeschichte geschrieben hat. Man mag von der niederländischen Dressur halten, was man will, aber Anky und Salinero gehören zu den ganz Großen. Das zeigten sie auch heute nochmal – allen Unkenrufen über den „alten“ 18-jährigen Salinero zum Trotz. Mit 82 % setzten sie sich nach ihrem Ritt an die Spitze. Nun wird Salinero wohlverdient auf die Weide gehen. Und vielleicht genießt er ein solch langes Rentnerdasein wie Kollege Bonfire, der mit Anky in Atlanta und Sydney Gold holte (und schon in Barcelona 1992 ritt), der heute 29-jährig immer noch auf der Weide bei seiner Besitzerin steht.

Kristina Sprehe mit einer Kür zum Schwärmen

Kristina Sprehe

Kristina Sprehe – Toffi-images.de

Und dann kam Kristina Sprehe – und bei diesem Ritt fällt es mir schwer, nicht ins Schwärmen zu geraten. Das war ein Ritt wie aus einem Guss.

Einfach perfekt – kein einziger Fehler, wo es in den letzten Tagen vielleicht noch den ein oder anderen Wackler gab. Und dann die Schwierigkeit! Ich sage nur aus dem Galopp in die Galopppirouette in die Fliegenden Wechsel, Traversalen – grandios! Oder die einhändig gerittenen Pirouetten…ich bin begeistert! Ich hätte Kristina – ganz ohne Patriotismus – auf jeden Fall auf Eins gesehen. Leider setzten die Richter sie mit 81.375 Prozent hinter Anky auf Platz 2. Nicht ganz nachvollziehbar – sie war besser! Schade, dass Anky hier scheinbar eine Art Bonus bekam, weil sie ihr Pferd verabschieden möchte. Nicht dass man es falsch versteht: Salinero hat eine großartige Leistung gebracht, vor allem für einen 18-jährigen. Aber er ist nicht mehr das Pferd, das vor vier und acht Jahren Gold holte. Desperados dagegen erreichte hier erstmals seine ganz großen Höhepunkte und das hätte man honorieren sollen… Denn so gut wie heute habe ich ihn  glaube ich noch nie gesehen.

Die Kür von Helen Langehanenberg ist nahezu perfekt

Langehanenberg Helen

Helen Langehanenberg

Als zweite Deutsche kam dann Helen Langehanenberg ins Viereck. Ihr hatte man ja – laut unterschiedlichster Medien – sogar den Sieg zugetraut. Aber zum Sieg ist es eben doch noch ein ganz schönes Stückchen hin, wenn sich auch die anderen keine Blöße erlauben. Ich weiß nicht, warum man vielerorts Helen auf Sieg tippte. Eigentlich hätte man ja auch den Weltrekord von Charlotte Dujardin im Hinterkopf haben müssen und auch dass eine Adelinde Cornelissen noch beim Weltcupfinale vor Helen war.

Aber zu einer ganz grandioses Leistung war Helen auf jeden Fall fähig in London. Das hatte sie ja schon in den vorangehenden Prüfungen gezeigt. Und nun ritt sie eine Kür auf höchstem Niveau, immer herrlich zur Musik abgestimmt und die Musik so passend zum Pferd Damon Hill (nicht nur wegen der eingespielten Formel 1 Kommentare). Nur einen einzigen Fehler erlaubten sich Helen und Dami – doch der sollte teuer werden, so muss man es leider rückblickend sagen… Da halfen all die Stärken nichts, die sich heute vor allem in den wunderbaren Verstärkungen, dem Schritt und den Wechseln zeigten. 84.303 Prozent sollten es werden – die Führung bis dahin. Doch man wusste ja, welche Paare noch kommen sollten.

Die Kür von Dorothee Schneider – mangelnde Bekanntheit bei den Richtern?

dorothee schneider

Dorothee Schneider

Zunächst aber ritt Dorothee Schneider eine wirklich sehr, sehr schöne Kür. Vor allem begeistert mich immer wieder, wie dieses Pferd zu seiner Musik tanzt. Unheimlich musikalisch kommt Diva Royal da rüber, überhaupt nicht zickig wie man es ja schon von so mancher Stute im Viereck sah. „Black Swan“ – diese Musik passt einfach perfekt zum Pferd, das Klassische und dann doch etwas Moderne zu kombinieren ist Dorothee brillant gelungen. Ein, zwei kleine Hakler hat Doro selbst in ihrer Kür gesehen. Am Fernsehbildschirm waren diese ehrlich gesagt kaum zu erkennen. Bei den Richtern spielte wohl auch wieder einmal die mangelnde Bekanntheit der Reiterin eine Rolle, dass sie sich nur zwischen Kristina und Anky schieben konnte. Man hätte auch ihr mehr gewünscht… aber die Deutschen wurden – wie schon befürchtet – heute sehr streng benotet im Viereck.

Die Medaillen in der Kür werden vergeben

Die ein oder andere zusätzliche Prozentzahl schien dagegen bei den Briten herauszuspringen. Diesen Eindruck hatte man zumindest beim Ritt der Laura Bechtolsheimer und Mistral Hojris. Mit 17 Jahren ist auch er einer der „Oldies“ und wird wohl bald seinen Abschied nehmen. Da wollte Laura natürlich nochmal richtig auftrumpfen. Aber das gelang ihr halt auch nicht mit der Ausstrahlung, die sie deutlich hätte absetzen lassen. Sie ritt eine sehr schöne Kür, aber man konnte Helen im Grunde deutlich vor ihr sehen vom Niveau her – wäre da nicht der eine Fehler gewesen, der nun tatsächlich unheimlich teuer wurde. Denn er kostete Helen die Bronzemedaille, die sich nach hartem Kampf Laura sichern konnte. Und es waren nur ganz wenige Punkte, welche die beiden trennten: Laura erhielt 84.339  Prozent.

An zwei Reiterinnen, die momentan in der Kür die absolute Spitze darstellen, kam jedoch keiner vorbei. Auch wenn Helen feines Reiten verkörpert wie keine andere, hatten die Auftritte von Adelinde Cornelissen mit Parzifal und Charlotte Dujardin mit Valegro eben noch das gewissen choreographische und ausdrucksstärkere i-Tüpfelchen zu bieten.

Adelinde zeigte einen blitzsauberen Ritt, der mit 88.196 Prozent benotet wurde. Hier war wirklich kein einziger Fehler zu erkennen. Die hatte Charlotte sehr wohl, auf der Schlusslinie gelang so gut wie gar nichts mehr… Doch was sie davor gezeigt hatte, das hatte einfach ein unglaublich hohes Niveau. Und dieses ließ sie trotz des missglückten Schluss auf 90.089 Prozent klettern. Wohin wäre das gegangen, wäre sie fehlerfrei gewesen? Das frage man sich nach dieser Kür schon.

Das Ergebnis in der Dressur Einzel Kür

  1. Gold und damit Olympiasiegerin: Charlotte Dujardin
  2. Silber: Adeline Cornelissen
  3. Bronze: Laura Bechtolsheimer

Fazit: Leider keine deutsche Medaille, auch wenn Helen sie verdient gehabt hätte. Dafür zwei Medaillen für die Briten. Ein wenig hat man da den Eindruck, die Richter hätten sich von den jubelnden Zuschauern leiten lassen. Aber wie auch immer: Unsere Mädels können so richtig stolz sein auf ihre Leistungen. Und es hat ja auch keiner unverdient gewonnen oder eine Medaille abbekommen – die waren schon alle klasse und haben für ihr Edelmetall eine große Leistung gezeigt. Denn so eng ist es wohl noch nie zugegangen bei einer olympischen Dressurentscheidung. Das Niveau aller Reiter war höher denn je!

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